|  | ECC83 / 12AX7 | 
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|  | AllgemeinesDie europäische ECC83 bzw. die amerikanische 12AX7 ist die meistverbreitetste Niederfrequenzvorverstärkerröhre überhaupt. Wer sich auch nur ein wenig mit Röhren beschäftigt, kennt diese Röhre, denn sie steckt in nahezu jedem Audioverstärker in Röhrentechnik, egal ob HiFi oder Instrumentenverstärker. Die ECC83 bzw. 12AX7 ist auch heute noch eine sehr gefragte Röhre, und so ist es nicht verwunderlich, daß das Preisniveau von unbenutzten Röhren aus alter Produktion (NOS = New Old Stock) erschreckende Höhen erklommen hat. Nachfolgend können Sie etwas über die Historie dieses Röhrentyps, ihre besonderen Eigenschaften und die vielen mehr oder weniger kompatiblen Typen erfahren sowie auch eine Betrachtung finden, ob NOS-Röhren wirklich besser sind als neue Röhren.Historie und besondere EigenschaftenEntstanden ist die 12AX7 dadurch, daß die amerikanische Firma RCA zwei aus der Verbundröhre 6AV6 (1 Triode + 2 Dioden) stammende Triodensysteme, die ihrerseits auf einem aus den 30er Jahren stammenden Design basierten, mechanisch zu einer Einheit verband und in einen Glaskolben mit dem damals relativ neuen Novalsockel steckte. Käuflich zu erwerben war sie ab 1947. Das Triodensystem der 6AV6 war konsequent als Niederfrequenztriode mit hoher Verstärkung konzipiert und unter den Trioden konkurrenzlos, was die erzielbare Verstärkung angeht. Dadurch daß die 12AX7 deren hohe Verstärkung erbte und gleich mit 2 Triodensystemen in einer Röhre daherkam, war sie eine kostengünstige Alternative zu anderen Lösungen. Denn das Ziel war damals fast immer, mit so wenigen Röhren wie möglich die erforderliche Gesamtverstärkung zu erzielen, weil Röhren vergleichsweise teuer waren. Pentoden besitzen zwar generell eine höhere Verstärkung als Trioden, aber davon konnte man bei Limitierung auf 9 Pins keine zwei voneinander unabhängigen Systeme in einer Röhre unterbringen. Zwei hintereinandergeschaltete Triodenstufen der 12AX7 besaßen zusammen eine höhere Verstärkung als eine beliebige einzelne Pentode, und so ist es wenig verwunderlich, daß sie sich recht schnell großer Beliebtheit unter den Schaltungsentwicklern erfreute.Aufgrund der Kostenvorteile, die die 12AX7 bot, gab es auch bald ein europäisches Pendant namens ECC83, die sowohl die gleichen elektrischen Daten als auch die gleiche Pinbelegung besaß und damit 100% austauschbar war. Schon bald hatte nahezu jeder Röhrenhersteller eine ECC83 bzw. 12AX7 im Programm, entweder selbst produziert oder von einem anderen Hersteller zugekauft und unter eigenem Namen vertrieben. Dabei waren alle diese 12AX7- bzw- ECC83-Versionen jeweils keine Mit Aufkommen der Transistoren verloren Elektronenröhren fast schlagartig an Kompatibilität zu 12AX7 bzw. ECC83Wie gesagt war die 12AX7 respektive ECC83 eine sehr populäre Röhre, und so ist es nicht verwunderlich, daß im Laufe der Zeit zahlreiche Röhrentypen das Licht der Welt erblickten, die entweder vollständig kompatibel mit ihr waren, in ihren elektrischen Kenndaten nur leicht abwichen und/oder eine andere Pinbelegung besaßen. Für Anwendungen, in denen eine erhöhte Zuverlässigkeit oder SchwingungsresistenzRöhren mit voller Kompatibilität zur 12AX7 bzw. ECC8312AX7 und ECC83 sind zwei Typenbezeichnungen für im Grunde gleiche Röhren, d.h. mit gleicher Pinbelegung und gleichen elektrischen Daten. Aufgrund deren Popularität ist es nicht verwunderlich, daß in einigen Ländern bzw. bei einigen Herstellern andere Typenbezeichnungen verwendet wurden, obwohl die jeweiligen Röhren 100% kompatibel zur 12AX7 respektive ECC83 waren. Hier eine
 Röhren mit teilweiser Kompatibilität zur 12AX7 bzw. ECC83Zusätzlich zu den 100% kompatiblen Röhren gabe es auch etliche Röhren, die sich in Details von der 12AX7 und ECC83 unterschieden, wodurch man sie nicht in jedem Fall als Ersatz verwenden konnte. Dies konnte die elektrischen Parameter, die Pinbelegung oder auch beides gleichzeitig betreffen. Hier eine
 Eines werden Sie vergeblich suchen, nämlich eine preiswerte ECC83-kompatible Fernsehröhre, also sozusagen eine PCC83, die sich von der ECC83 durch einen anderen Heizer unterscheidet. Diese gab es nie, denn der Heizstrom der 12AX7 bzw. ECC83 betrug bei parallel geschalteten Heizern der beiden Röhrensystem ohnehin 12AX7 und ECC83: Sind NOS-Röhren wirklich besser?Man hört viele Leute sagen, daß früher alles besser war. Aber es ist eine bekannte Tatsache, daß die Erinnerung vorzugsweise Gutes bewahrt und Schlechtes ausblendet. Hinzu kommt, daß viele Leute "teuer" gern mit "besser" assoziieren, und NOS-Röhren sind unbestreitbar teurer als Röhren aus aktueller Produktion,Ob  es wirklich hörbare Klangunterschiede gibt oder ob sich die Leute einfach nur etwas einreden, kann man einzig und alleine im  doppelten Blindversuch  doppelter Blindversuch!) Auf der anderen Seite muß man sich einmal ansehen, wie die selbsternannten Experten mit den goldenen Ohren ihre Hörversuche durchführen. "Wissenschaftlich nicht relevant" ist dabei eine höfliche Umschreibung dafür, daß man einen Röhrenverstärker probehört, ausschaltet, die Röhre(n) wechselt, wieder einschaltet und warmlaufen läßt, noch einmal probehört und dann eine Bewertung Gibt es technisch überhaupt etwas, was wirklich NOS-Röhren von Röhren aus heutiger Produktion unterscheidet? Was bei sachlicher Betrachtung ins Auge fällt, ist der inflationsbereinigte Röhrenpreis, der heutzutage ganz erheblich niedriger ist als zur Blütezeit der Elektronenröhren. Der niedrige Preis kommt nicht von ungefähr, denn für langwieriges Einbrennen und strenge Selektion ist heute einfach kein Platz mehr, weil nahezu niemand bereit wäre, den entsprechenden Mehrpreis zu bezahlen. Aber sind die Röhren deswegen schlechter? Ja, weil sie sowohl in den ersten Betriebsstunden ihre elektrischen Eigenschaften nennenswert ändern können, und nein, weil sie nach dem Einbrennen ein Niveau erreichen, das sie nicht wirklich von NOS-Röhren unterscheidet. Eins darf man nicht vergessen: Auch damals hatten Röhren Toleranzen, und die waren mitunter ziemlich groß; in den Datenblättern waren sie mit Ausnahme der Industrie- bzw. Militärtypen nicht einmal spezifiziert. Zusätzlich verändern Röhren langsam über die Zeit ihre Eigenschaften, und das war auch damals schon so, schlicht weil es physikalisch bedingt ist. Bei Audioschaltungen spielt diese Drift jedoch keine nennenswerte Rolle, weil sie nur einen relativ geringen Einfluß auf die Verstärkung hat, was mit dem Klang wiederum absolut nichts zu tun hat. Dazu, ob Röhren heutzutage wirklich schlampiger hergestellt werden als in der guten alten Zeit, wie es in gewissen Foren gern behauptet wird, kann ich leider nichts sagen, da ich weder damals noch heute die Prozesse einer Röhrenfertigung überwacht habe und damit auch keinen Vergleich ziehen Was gibt's sonst noch an Möglichkeiten? Das Vakuum könnte heute schlechter sein als damals und auch das verwendete Material könnte nicht identisch mit den Originalmaterialien sein. Ersteres ist garantiert nicht der Fall, da die Vakuumtechnik nicht auf dem Stand der Röhrenära stehengeblieben ist sondern sich weiterentwickelt hat. Weiterhin werden "die letzten paar Atome/Moleküle" vom Gettermaterial absorbiert. Die Evakuierung der Röhren ist daher eher besser als schlechter geworden. Im Gegensatz dazu ist nicht auszuschließen, daß die NOS-Röhren speziell im Bereich der Pins doch nicht 100% luftdicht sind und während der langen Lagerzeit (bei einer RCA-Röhre aus der ersten Produktion inzwischen mehr als 60 Jahre!) das Vakuum nachgelassen hat. Egal ob bei alten oder neuen Röhren, kann man ein übermäßiges Vorhandensein von freien Atomen/Molekülen an den Kennlinien erkennen, die dann ein mehr oder weniger stark nichtlineares Verhalten zeigen. Daß  bei aktuell hergestellten Röhren nicht mehr die originalen Materialien im Sinne von NOS-Materialien verwendet werden, ist eine gesicherte Erkenntnis. Die in der 12AX7/ECC83 verwendeten Materialien sind jedoch alles andere als ein Geheimnis und auch keineswegs exotisch. Sie unterschieden sich nicht von den Materialien anderer Röhren dieser Zeit, und zudem wurden diese Röhren seinerzeit weltweit von etlichen Firmen mit noch mehr Zulieferern hergestellt, weshalb dieses Wissen weit gestreut ist. Insofern ist es für die heutigen Hersteller, die ja meistens entweder die Röhrenfertigung nie eingestellt hatten (z.B. Sovtek) oder die Fertigungsanlagen bekannter Röhrenhersteller incl. Know-How aufkauften (z.B. JJ von Tesla, EI von Philips), absolut kein Problem, das richtige Material zu verwenden oder sogar noch Detailverbesserungen vorzunehmen. Dies trifft natürlich auch auf die Katode zu, bezüglich deren Aufbau und Material in manchen Foren haarsträubende Theorien als die absolute Wahrheit verkauft werden. Leider ist immer wieder die "Früher war alles besser"-Mentalität anzutreffen, und es wird in epischer Breite dargestellt, daß das Wissen, wie man Röhren fertigt, bedauerlicherweise verloren gegangen sei. Seinerzeit wurden beispielsweise Tesla-Röhren als Ostblockschrott verunglimpft. Kaum stellte Tesla aber die Produktion ein und verkaufte die Fertigungsanlagen an JJ, gingen die Preise für Tesla-Röhren in die Höhe, bevor die Nachfrage und die Preise in den 89er/90er Jahren allgemein in den Keller fielen. EI war auch so ein Kandidat: Den "nachgemachten Philips-Röhren" wurde indiskutable Qualität und ein mieser Klang bescheinigt. Kaum schloß EI die Tore, schossen wundersamerweise die Preise für diese ach so schrottigen Röhren in die Höhe. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, daß Röhren von Sovtek (mit den Markennamen Sovtek, Svetlana und Tung Sol), JJ und Shuguang heutzutage ebenfalls keine Wertschätzung erfahren. Nebenbei bemerkt verkauften sich Telefunkenröhren seinerzeit auch nicht gerade von selbst. Meine persönlichen Erfahrungen mit meinen eigenen NOS- und Nicht-NOS-Röhren (oben in  Telefunken ECC803S KaufNOS-Röhren sind inzwischen sehr rar geworden, und dementsprechend bewegen sich auch die Preise im nahezu astronomischen Bereich. NOS-Röhren gesuchter Hersteller (also besonders Telefunken und Valvo) sind bei bekannten Röhrenhandelsunternehmen fast nicht mehr zu bekommen. In Online-Auktionen Die Lebensdauer von Röhren ist hoch genug, daß auch gebrauchte Röhren durchaus noch einen nennenswerten Wert besitzen. Solche gebrauchten Röhren jedoch als NOS-Röhren und damit zum erheblich höheren NOS-Preis zu verkaufen, fällt objekiv gesehen jedoch in die Kategorie Betrug, auch wenn in  Online-Auktionen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
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