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Inhalt:
Allgemeines
Aufbau eines Lautsprecherchassis
Gehäusetypen
Mehrere Lautsprecher
Generelles
Frequenzweiche
Kauf von Lautsprechern
Leistung / Belastbarkeit
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Kabel
Verstärker


Allgemeines

Lautsprecher, oft aufgrund ihrer quaderförmigen Form als "Boxen" (engl. Bezeichnung für Kiste) bezeichnet, sind das mit großem Abstand schwächste Glied in der gesamten Wiedergabekette einer HiFi-Anlage. Sie sehen zwar mitunter imposant aus, jedoch ist die Umwandlung von Strom in Schall klangtechnisch ein weitaus schwierigeres Geschäft als beispielsweise die Auslegung eines  CD-Players. Sicher, das dahintersteckende Konzept ist geradezu simpel, während die einem CD-Player zugrundeliegenden Gedanken hochkomplex sind. Aber eine richtig konstruierte Digitalelektronik arbeitet absolut fehlerfrei, während ein analoger Schallwandler allerhand Eigenleben an den Tag legt, was den Klang mehr oder minder stark verfälscht.

Nachfolgend erfahren Sie, aus welchen Komponenten Lautsprecher aufgebaut sind, wie sie funktionieren, welche Typen es gibt, wie Sie gute von schlechten Lautsprechern unterscheiden können und was Sie beim Kauf beachten sollten.


Aufbau eines Lautsprechers

Wie kann man Strom in Schall umwandeln? Dazu muß man zunächst einmal wissen, was Schall überhaupt ist. Schall ist nichts anderes als Luftdruckschwankungen mit einer bestimmten Häufigkeit pro Zeiteinheit und mit einer bestimmten Amplitude. Diese Luftdruckschwankungen versetzen wiederum das Trommelfell im Ohr in Bewegung, so daß diese Druckschwankungen hörbar werden. Der Hörvorgang selbst ist recht komplex, weshalb hier nicht weiter darauf eingegangen werden soll. Die Frage nach der Umwandlung von Strom in Schall reduziert sich auf das Problem, wie man mit Strom Luftdruckschwankungen produziert.

Da man ja nicht irgendwelche Geräusche produzieren will, wird gefordert, daß die erzeugten Luftdruckschwankungen stets der anliegenden Spannung entsprechen. Es bieten sich hierfür mehrere Methoden an, denen allen gemeinsam ist, daß eine sogenannte Membran im Rhythmus der Musik nach vorne oder hinten bewegt wird. Bewegt man die Membran schnell nach vorne, herrscht an der Vorderseite ein höherer und auf der Rückseite ein niedrigerer Luftdruck. Den Effekt kennen Sie sicherlich, wenn Sie z.B. eine Tür sehr schnell auf- und zumachen. Da für den Menschen hörbarer Schall eine Frequenz zwischen 16 und 16.000 Hz (Hz = Hertz = Schwingungen pro Sekunde) besitzt, muß diese Membran extrem schnell bewegt werden. Dies gelingt in der heute gängigen Ausführung eines Lautsprecherchassis dadurch, daß man als Antrieb für die Membran eine Spule benutzt, die sich in einem von einem Permanentmagneten erzeugten  Magnetfeld befindet. Durch Stromfluß in der Spule wirkt diese als Elektromagnet. Da sich ungleiche Pole anziehen und gleiche abstoßen, bewegt sich dieser Mini-Elektromagnet bei sich änderndem Stromfluß in diesem Magnetfeld hin und her. Man braucht jetzt nur noch die Membran geeignet mit der Spule mechanisch zu verbinden, und schon hat man ein Lautsprecherchassis, wie in Bild 1 dargestellt. Die Proportionen stimmen nicht ganz mit der Realität überein; die Spule mit dem Spulenträger und damit auch der Topfmagnet wurden deutlich größer gezeichnet, damit Sie den Aufbau erkennen können. Das Blechchassis ist übrigens meistens nicht luftdicht geschlossen sondern besitzt aus Gründen, die nachfolgend noch erörtert werden, viele Öffnungen.


Bild 1: Prinzipieller Aufbau eines Lautsprecherchassis

Bei einem realen Lautsprecherchassis muß man dafür sorgen, daß die Spule im Magnetfeld zentriert wird, was die sogenannte Zentrierspinne erledigt. Leider wirkt sie bei Bewegung der Spule incl. Membran geringfügig wie eine Feder, die beides in die Ruhestellung zurückziehen will. Weiterhin muß man die sich bewegende Membran am Rand mit dem Blech- oder Gußchassis verbinden, damit der Rand der Membran stabilisiert wird und sich nicht bewegt, wie er will. Dies geschieht üblicherweise durch einen gewölbten Gummiring, auch Sicke genannt. Auch dieser wirkt wie eine schwache Feder. Das Dumme an der Geschichte ist, daß die Spule und die Membran ein bestimmtes (niedriges) Gewicht besitzen. Zusammen mit den besagten Federn ergibt sich dadurch ein Feder-Masse-System, welches eine bestimmte Resonanzfrequenz besitzt.

Dies können Sie sehr leicht in der Praxis nachvollziehen, indem Sie einen im Büro üblichen Gummiring an einer Stelle auftrennen und daran ein relativ schweres Gewicht hängen. Das so entstandene Gummiband repräsentiert die Feder, das Gewicht die Masse von Membran und Spule. Fassen Sie nun das Gummiband ganz oben und bewegen es um eine immer gleichbleibende Amplitude nach oben und unten und beobachten Sie dabei das Gewicht. Bei sehr langsamer Bewegung wird das Gewicht der Bewegung folgen, bei höherer außer Takt geraten und bei einer bestimmten Frequenz mit einer größerer Amplitude schwingen als Sie das Gummiband bewegen. Das System befindet sich in Resonanz.

Und genau diese Schweinereien macht prinzipiell auch jeder Lautsprecher! Die Physik verhindert, daß man einem Lautsprecher dieses Verhalten abgewöhnen kann. Man ist daher bestrebt, durch geschickte Wahl von Federkonstante und Masse eine möglichst niedrige Resonanzfrequenz zu erreichen und den Lautsprecher nur im darüberliegenden Frequenzbereich zu betreiben. Die naheliegende Möglichkeit, die Resonanzfrequenz durch eine hohe Federkonstante und geringe Masse zu hohen Frequenzen zu verschieben und den Lautsprecher im darunterliegenden Frequenzbereich zu betreiben, in dem er besonders gut der durch die Spule erzeugten Kraft folgt, funktioniert leider nicht. Denn einerseits kann man Membran und Schwingspule nicht "unendlich leicht" bauen, und andererseits müßte man sehr große Kräfte aufwenden, um trotz der hohen Federkonstante einen großen Hub zu erreichen, der erforderlich ist, um eine akzeptable Lautstärke zu erreichen. Zudem wiegt die Luft, die bewegt werden muß, auch nicht gerade wenig (immerhin ca. 1,2 kg pro Kubikmeter!), wodurch der Ansatz, für Baßlautsprecher mit ihrem großen bewegten Luftvolumen eine ultraleichte Membran zu verwenden, schon im Ansatz schwachsinnig ist.

Es werden von interessierten Laien speziell in Internet-Foren oft größere Diskussionen darüber geführt, welches Membranmaterial denn nun das beste sei, welche Besonderheiten die Schwingspule haben sollte (z.B. mit sechseckigem statt statt rundem Draht gewickelt), ob das Chassis aus tiefgezogenem Blech oder Aluguß sein darf oder aus faserverstärktem Kunststoff sein muß und vieles mehr. Dies ist jedoch ziemlich müßig, denn es kommt vor allem auf das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten an - also das, was man überhaupt nicht sieht. Vermeintliche High-End-Materialien machen jedenfalls noch lange kein gutes Lautsprecherchassis aus und sind auch oft ganz erheblich billiger, als Laien vermuten. Heutzutage wird leider viel mehr Wert auf martialische Optik gelegt als auf eine gute Lausprecherabstimmung, die man in einem darauf ausgelegten Lautsprechergehäuse optimal ausnutzt. Dementsprechend sieht auch leider das Angebot aus.

Zunehmend werden  Neodym-Magnete in teureren Lautsprecherchassis verwendet, und manchmal wird damit auch ein besonders guter Klang begründet. Daß dies unsinnig ist, läßt sich einfach erklären: Der Magnet muß ja "nur" ein Magnetfeld im Luftspalt, in dem sich die Schwingspule befindet, bereitstellen. Dieses Magnetfeld muß ausreichend homogen sein, was aber nicht durch das Magnetmaterial erzielt werden kann sondern ausschließlich konstruktiv. Außerdem sollte der magnetische Fluß hoch genug sein, damit nicht schon an dieser Stelle Wirkungsgrad verschenkt wird. Ob man allerdings dafür einen relativ kleinen Neodym-Magneten oder einen deutlich voluminöseren Ferrit-Magneten verwendet, ist für die Wiedergabeeigenschaften des Lautsprecherchassis völlig egal: Die Schwingspule kann schlicht nicht erkennen, auf welche Art das Magnetfeld erzeugt wird. Wenn China nicht gerade den Neodym-Export drosselt und sich dadurch die Preise vervielfachen, kann es sogar sein, daß ein kleiner Neodym-Magnet schlicht billiger ist als ein äquivalenter Ferritmagnet.


Gehäusetypen

Die Klangwiedergabe eines nackten Lautsprecherchassis ist sehr bescheiden und vor allem fast völlig ohne Baß. Die Ursache hierfür liegt darin, daß die Luft, die man z.B. nach vorne wegschiebt einfach an den Seiten hinter die Membran strömt, wo ja ein kleiner Unterdruck herrscht. Aufgrund der relativ niedrigen Schallgeschwindigkeit von etwa 330 m/s können sich jedoch nur tiefe Töne von der Vorder- auf die Hinterseite problemlos verdünnisieren. Denn bei tiefen Tönen d.h. langsamen Membranbewegungen ist der Schall einfach schneller als die Bewegung der Membran. Somit werden kaum tiefe Töne abgestrahlt. Bei hohen Frequenzen sieht die Sachlage anders aus: Hier bewegt sich die Membran so schnell, daß die Luft keine Zeit hat, von vorne nach hinten zu strömen. Dadurch wird sie komprimiert, wenn die Membran sich nach vorne bewegt. Wenn sich die Membran nach hinten bewegt, entsteht an der Vorderseite ein Unterdruck. Bei hohen Frequenzen wird also in nennenswertem Umfang Schall abgestrahlt.

Von HiFi kann keine Rede sein, weil ja die niedrigen Frequenzen deutlich leiser wiedergegeben werden als im Original. Hier muß man also noch nachbessern. Und dies kann man sehr einfach, wenn es gelingt, die Luft daran zu hindern, von der Vorder- auf die Hinterseite der Membran zu strömen. Nichts leichter als das: Man nehme eine unendlich große Wand und montiere darin das Lautsprecherchassis. Dadurch ist der Weg von Vorder- zu Hinterseite der Membran unendlich groß, wofür die Luft unendlich lange braucht. Daher kann man auch tiefste Töne mit vollem Schalldruck wiedergeben. Nur leider gibt es keine unendlich großen Wände. Wenn man sich auf eine große, aber nicht unendlich große Wand beschränkt, gibt es abhängig von den Ausmaßen der Wand eine bestimmte Frequenz, bei der es der Luft gelingt, wieder einen Druckausgleich zu erreichen, bevor die Membran in die andere Richtung schwingt. Die Baßwiedergabe ist also beschränkt.


Endliche Schallwand
Bild 2: Lautsprecherchassis in Schallwand

Es gibt verschiedene Lösungsansätze, diesem Dilema zu entkommen. Leider haben diese mehr oder weniger große Nachteile. Ein Ansatz, der sehr populär war und auch heute noch Verwendung findet, ist der, daß man den rückwärtigen Schall einfach in einer geschlossenen Kiste absorbiert. Daher auch der Begriff "geschlossene Box" für diese Konstruktionsweise. Leider wird hierbei nur der vordere Schall abgestrahlt, wodurch der Wirkungsgrad relativ niedrig ist. Weiterhin wirkt, insbesondere bei kleinem Volumen, die eingeschlossene Luft wie eine Feder. Wenn die Membran nach außen will, wird sie durch den gleichzeitig entstehenden Unterdruck ein wenig nach innen gezogen, und wenn sie nach innen will, durch den entstehenden Überdruck nach außen gedrückt. Dadurch wird weiter der Wirkungsgrad erniedrigt. Außerdem unterstützt die relativ starke Luftfeder die schwachen Federn (Zentrierspinne und Sicke) des Lausprecherchassis. Das Problem hierbei ist, daß die Resonanzfrequenz des Lautsprechers dadurch deutlich angehoben wird. Im oben beschriebenen Experiment können Sie dies nachvollziehen, indem Sie z.B. statt eines einzigen Gummibandes deren zwei verwenden, die parallel zueinander genutzt werden.

Geschlossene Box
Bild 3: Geschlossene Box

Ein anderer Lösungsansatz ist, den tieffrequenten Anteil des rückwärtigen Schalls durch ein sehr langes Rohr zu leiten, bevor er ins Freie darf. Wenn man das Rohr lang genug macht, wird der rückwärtige Schall durch dessen begrenzte Ausbreitungsgeschwindigkeit von rund 330 m/s so lange verzögert, daß er in Phase mit dem vom Lautsprecher direkt abgestrahlten Schall ist und damit die Schallabstrahlung unterstützt. Das Rohr funktioniert dabei wie eine Orgelpfeife d.h. besitzt eine bestimmte Resonanzfrdequenz. Die Länge des Rohrs und damit die Resonanzfrequenz des Rohrs wählt man dabei so, daß die Unterstützung durch den rückwärtigen Schall dann einsetzt, wenn der Tieftöner bei tiefen Frequenten anfängt zu schwächeln, wodurch man tiefere Frequenzen wiedergeben kann als ohne diese Röhre. Das Problem dabei ist, daß diese Röhre physikalisch bedingt auch bei Vielfachen der Resonanzfrequenz in Resonanz gerät und damit auch dann Schall abstrahlt, wenn der vom Lautsprecher nach vorn abgestrahlte Schall keiner Unterstützung bedarf. Der Gesamtfrequenzgang hat bei dieser Konfiguration daher deutliche Überhöhungen bei den Vielfachen der Resonanzfrequenz, was zu Klangverfälschungen führt und natürlich absolut unerwünscht ist. Man dämpft daher hohe Frequenzen durch schallabsorbierendes Material wie z.B. Schafwolle, während tiefe Frequenzen dieses mehr oder weniger ungehindert passieren. Positiv an diesem Transmission-Line genannten Prinzip ist, daß es für das Lautsprecherchassis keinen nennenswerten Druckanstieg gibt, der die Resonanzfrequenz eklatant nach oben verschieben würde. Um das zu erreichen, muß aber der Rohrquerschnitt mindestens so groß sein wie die Membran, wobei das Rohr nicht notwendigerweise rund sein muß. In der Praxis ist es oft rechteckig oder dreieckig. Das Problem ist der immense Platzbedarf infolge des etliche Meter langen Rohrs mit großem Durchmesser (für 30 Hz muß es mehr als 5 m lang sein), das man mehrfach gefaltet in eine große Kiste packt. Das schallabsorbierende Material im Rohr läßt aber nicht eine bestimmte Frequenz ungehindert durch und sperrt die Vielfachen komplett, sondern dämpft diese lediglich mit zunehmender Frequenz. Dadurch werden Klangverfälschungen nur vermindert, aber sie können nicht komplett vermieden werden. Weiterhin treten an den Knickpunkten des Rohrs Reflexionen bei anderen Frequenzen auf, was ebenfalls zu Klangverfälschungen führt. Daher und vor allem aufgrund des sehr großen Volumens wird heutzutage das Transmission-Line-Prinzip kaum noch angewendet.

Transmission Line
Bild 4: Transmission Line

Sehr populär ist hingegen das Baßreflexprinzip. Hierbei handelt es sich prinzipiell um eine geschlossene Box, in die man eine Resonanzöffnung sägt. Man muß dabei wissen, daß ein Hohlraum mit einer kleinen Öffnung eine bestimmte Resonanzfrequenz besitzt. Sicher kennen Sie den Effekt, daß man z.B. einer Flasche einen Ton entlocken kann, wenn man die Öffnung wie eine Querflöte anbläst. Nicht anders verhält sich ein Kasten mit einem relativ kleinen Loch darin. Wenn man die Resonanzfrequenz der Box und des Lautsprecherchassis richtig abstimmt, bekommt man in genau dem Frequenzbereich eine Unterstützung durch den rückwärtigen Schall, in dem der nach vorne abgestrahlte Schall nachläßt. Zudem sind die Federkräfte der eingeschlossenen Luft deutlich geringer als bei einer geschlossenen Box. Sie sind übrigens nicht Null, weil es sich nur um ein relativ kleines Loch im Gehäuse handelt. Dadurch erreicht man eine deutlich tiefere Resonanzfrequenz als bei einer gleichgroßen geschlossenen Box. Wie bei der Transmission-Line tritt hier das Problem auf, daß es bei Vielfachen der Resonanzfrequenz zu einer ungewollten verstärkten Schallabstrahlung kommt, die man auch hier durch Einsatz von Dämpfungsmaterial in der Box zu vermindern versucht, so gut es geht.

Baßreflexbox
Bild 5: Baßreflexbox

Wer Technomusik bevorzugt, kennt sicher sogenannte Bandpaßlautsprecher. Hierbei verwendet man ein Doppelgehäuse: Vor eine geschlossene Box oder auch eine Baßreflexbox setzt man ein weiteres Gehäuse mit einem Loch darin, also eine weitere Baßreflexbox. Durch geschickte Wahl der beiden Gehäusegrößen erhält man zwei verschiedene Resonanzfrequenzen, die man zur Erzeugung der berüchtigten Bum-Bum-Bässe ausnutzen kann. Man kann hierbei im Vergleich zu den oben beschriebenen Bauprizipien relativ kleine Gehäuse verwenden, wobei man in der praktischen Ausführung meistens eine deutliche Anhebung des Frequenzbereichs zwischen ungefähr 100 und 200 Hz erhält. Das ungeübte Ohr empfindet solche Lautsprecher zuerst als ausgesprochen baßstark, bevor einem nach einiger Zeit das Gedröhne und das Fehlen eines echten Tiefbasses auf die Nerven geht. Mit HiFi haben Lautsprecher dieses Konstruktionsprinzips nur in absoluten Ausnahmefällen zu tun.

Bandpaßlautsprecher
Bild 6: Bandpaßlautsprecher

Es sind noch einige weitere Bauprinzipien bekannt, die sich als HiFi-Lausprecher jedoch nicht durchgesetzt haben wie beispielsweise der Hornlautsprecher. Diesen Typ von Lautsprecher kennen Sie sicher in seiner übelsten Form als Durchsagelautsprecher, der aussieht wie eine sogenannte Flüstertüte. Wie bei einem Blechblasinstrument wird ausgehend vom Lausprecher der Querschnitt immer größer. Von der physikalischen Seite her ist dieses Bauprinzip erstklassig und auch der Wirkungsgrad ist ausgesprochen hoch. Jedoch nimmt ein für den Baßbereich geeignetes Horn Ausmaße an, die für normalgroße Wohnräumen schlicht inakzeptabel sind. Für die Beschallung im Freien gibt es jedoch kaum etwas Besseres, weshalb solche Lautsprecher bei PA-Anlagen (PA = Public Address) neben anderen Bauprinzipien durchaus üblich sind.


Mehrere Lausprecher

Generelles

Bisher war nur von einem einzigen Lautsprecherchassis die Rede. Sicherlich ist Ihnen aufgefallen, daß in käuflichen HiFi-Lautsprechern immer mindestens 2 Lautsprecherchassis eingebaut sind. Dies hat seinen Grund darin, daß es keinen Lautsprecher gibt, der den gesamten hörbaren Frequenzbereich mit gleicher Lautstärke bei gleicher Verstärkerleistung wiedergeben kann. Vielmehr muß man hier Kompromisse eingehen. Ein Lautsprecherchassis mit großer Membranfläche kann zwar viel Luft verdrängen und ist dadurch gut für die Baßwiedergabe geeignet, jedoch kommen durch die zwangsläufig hohe Masse der Membran die hohen Frequenzen zu kurz, wodurch dieser dumpf klingt. Ein Lautsprecherchassis mit einer kleinen und leichten Membran kann zwar hohe Frequenzen naturgemäß sehr gut wiedergeben, jedoch fehlt es ihm sehr stark an Baß, weil er einen viel größeren Hub machen muß, um die gleiche Menge Luft zu verdrängen. Dieser Hub ist jedoch stark begrenzt. In ein richtig dimensioniertes Gehäuse eingebaut hat beispielsweise ein Baßlautsprecher den in Bild 7 blau dargestellten, idealisierten Frequenzgang, während ein Hochtonlautsprecher den rot dargestellten Frequenzgang besitzt. Gleichzeitig betrieben ergäbe sich damit der grün eingezeichnete Frequenzgang, also absolut nicht das, was man gerne hätte. Denn idealerweise sollte der Frequenzgang absolut glatt sein, also die Lautstärke von tiefen bis hohen Tönen bei gleicher Verstärkerleistung absolut gleich sein.

Frequenzgang
Bild 7: Frequenzgänge

Der ziemlich ungleichmäßige Frequenzgang ergibt sich dadurch, daß beim Baßlautsprecher der Frequenzgang nur innerhalb eines bestimmten Bereichs einigermaßen linear ist, während er bei höheren Frequenzen dem Querschnitt der Alpen ähnelt. Beim Hochtöner ist es genau anders herum. Die Lösung des Problems ist, beim Tieftöner die hohen Frequenzen und beim Hochtöner die niedrigen Frequenzen einfach wegzufiltern. Dies ist recht einfach durch ein Tiefpaßfilter für den Baßlautsprecher und ein Hochpaßfilter für den Hochtöner zu bewerkstelligen. Sogenannte passive Filter, die keine eigene Stromversorgung benötigen, bestehen im wesentlichen aus Spulen und Kondensatoren. Je mehr man davon in geeigneter Zusammenschaltung hintereinander verwendet, desto steiler wird der Übergang vom Durchlaß- zum Sperrbereich.

Frequenzweiche

Eine Kombination von Hoch- und Tiefpaßfiltern nennt man in der Lautsprechertechnik kurz Frequenzweiche. Für jeden Lautsprecher braucht man dabei ein eigenes Filter. Diese Filter gibt es, wie schon erwähnt, mit unterschiedlich steilem Übergang zwischen Durchlaß- und Sperrbereich, wofür sich der Begriff Flankensteilheit eingebürgert hat. Viele Frequenzweichen besitzen eine Flankensteilheit von 12 dB pro Oktave. Tief- und Hochpässe dieses Typs bestehen dabei aus genau einem Kondensator und einer Spule. Bandpässe, wie sie für den Mitteltöner eines 3-Wege-Lautsprechers erforderlich sind, sind eine Kombination eines Tief- und eines Hochpasses und erfordern daher bei gleicher Flankensteilheit 2 Kondensatoren und 2 Spulen. Oft sind noch weitere Bauteile (Kondensatoren, Spulen oder Widerstände) vorhanden, die mit der Frequenzweiche an sich nicht direkt etwas zu tun haben sondern den Impedanzverlauf des jeweiligen Lautsprecherchassis linearisieren sollen. Aus praktischen Gründen werden diese gern zusätzlich auf die Leiterplatte der Frequenzweiche gepackt.

Eine Dämpfung von 12 dB bedeutet, daß am Beispiel eines Tiefpaßfilters mit einer Grenzfrequenz von 2000 Hz, daß ein Signal mit 4000 Hz (d.h. eine Oktave höher) um 12 dB gedämpft wird, d.h. auf ein Viertel. Da diese Dämpfung nicht sonderlich hoch ist, gibt es auch Frequenzweichen mit einer Flankensteilheit von 18 dB oder 24 dB. Mehr ist als passives Filter nicht sinnvoll, da sich im Übergangsbereich die Phasenlage des Signals umso mehr ändert, je höher die Flankensteilheit ist. Zusätzlich vervielfachen mehrere in Reihe geschalteten Spulen beim Baßlautsprecherchassis den ohmschen Widerstand zwischen Verstärker und Schwingspule, was unerwünscht ist, weil dadurch der  Dämpfungsfaktor vermindert wird.

Unter Verwendung einer passenden Frequenzweiche mit gut gewählter Trennfrequenz ergeben sich im obigen Beispiel die in Bild 8 gezeigten Frequenzgänge. Der Gesamtfrequenzgang sieht schon gleich viel freundlicher aus als ohne Frequenzweiche. Die Farben sind im Interesse einer guten Vergleichbarkeit die gleichen wie in Bild 7.

Frequenzgang mit Frequenzweiche
Bild 8: Frequenzgang mit Frequenzweiche

Allerdings gibt es immer noch ein kleines Problem: Der Hochtöner ist lauter als der Tieftöner, weshalb der Frequenzgang bei der Trennfrequenz einen Sprung macht. Dies ist natürlich hochgradig unerwünscht. Man kann natürlich zwei lautstärkemäßig passende Lautsprecherchassis suchen, aber es ist gar nicht so einfach, zwei Lautsprecherchassis zu finden, die sich vom Frequenzgang usw. gut ergänzen und auch noch die gleiche Lautstärke (im Fachjargon spricht man üblicherweise von gleichem Wirkungsgrad) besitzen. Solange der Hochtöner lauter ist, ist die Abhilfe einfach. Mittels zweier einfacher Widerstände, die wie ein fest eingestellter Lautstärkesteller wirken, kann man künstlich den Wirkungsgrad reduzieren und erhält so einen mehr oder weniger glatten Frequenzgang wie in Bild 9. Sollte der Tieftöner lauter sein, muß man einen anderen Hochtöner suchen, denn aus den in  Kabel genannten Gründen verschlechtert sich bei Verwendung von Widerständen der Dämpfungsfaktor (Erklärung siehe Link) sehr drastisch. Hochtöner besitzen im Gegensatz zu Tieftönern eine hohe innere Dämpfung, wodurch die äußere Dämpfung (d.h. möglichst niederohmige Zuleitung) unerheblich ist.

Frequenzgang mit Frequenzweiche und Dämpfungsglied
Bild 9: Frequenzgang mit Frequenzweiche und Dämpfungsglied

Wie man sieht, ist der Frequenzgang immer noch nicht linealglatt. Dies liegt jedoch darin begründet, daß die Lautsprecher selbst auch im jeweiligen Übertragungsbereich keinen glatten Frequenzgang besitzen. Dies ist völlig normal und nur durch bessere Lautsprecherchassis einigermaßen in den Griff zu bekommen. Aber auch sehr gute und entsprechend teure Lautsprecherchassis sind vom linealglatten Frequenzgang eines CD-Players oder eines Verstärkers, selbst wenn es sich um sehr preisgünstige Exemplare handelt, weit entfernt.

Wie schon gesagt, sind 2 Lautsprecher -ein Tief- und ein Hochtöner- das absolute Minimum für einen HiFi-Lautsprecher. Wer jetzt glaubt, durch möglich viele, unterschiedlich große Lautsprecher den Klang verbessern zu können, liegt schief. Denn erstens funktioniert eine Frequenzweiche nicht in idealer Weise und zweitens gibt es noch ein anderes Problem: Weil die Lautsprecher entweder nebeneinander oder übereinander angeordnet sind, können sich abhängig von der Position des Hörers ganz massive Probleme einstellen. In Bild 10 ist dargestellt, wie sich die Schallwellen an einer Stelle auslöschen können.

Überlagerungseffekt
Bild 10: Überlagerungseffekt an der Hörposition

Exakt bei der Trennfrequenz strahlen Hoch- und Tieftöner Schall mit der gleichen Amplitude sprich Lautstärke ab. Der rote Fleck sei die angenommene Hörposition. Der Schall des oberen Lautsprechers erreicht die Hörposition mit einer maximalen positiven Auslenkung, während der im Winkel eintreffende Schall des unteren Lautsprechers dort gerade sein Minimum besitzt. Da beide Amplituden gleich groß sind, heben sich positive und negative Amplitude an der eingezeichneten Position vollständig auf, d.h. dort kann diese Frequenz nicht wiedergegeben werden, der Ton ist total weg! Hier hilft auch kein Ändern der Position oder ein anderer Abstand der Lautsprecherchassis zueinander. Egal was man macht, findet sich immer eine Frequenz (incl. ihrer ganzzahligen Vielfachen), die durch diesen Effekt an einer beliebigen Position nicht wiedergegeben werden kann. Leider tritt dieser Effekt nicht nur bei exakt der Trennfrequenz auf sondern in einem recht weiten Bereich um die Trennfrequenz herum. Allerdings kann eine totale Auslöschung nur genau bei der Trennfrequenz stattfinden. Je weiter die Frequenz von der Trennfrequenz entfernt ist, desto geringer wird der Frequenzgangeinbruch an der Hörposition.

Aus diesem Grund wäre das Optimum ein einziger Lautsprecher, der den gesamten Hörbereich wiedergeben kann. Weil es den nicht gibt, muß man nach suboptimalen Lösungen suchen. Dies sind nach dem derzeitigen Stand der Technik sogenannte Zwei- oder Dreiwegsysteme, bei denen der gesamte Frequenzbereich auf zwei bzw. drei Lautsprecher aufgeteilt wird. Die Anzahl der Lautsprecher sagt jedoch nicht unbedingt etwas über die Anzahl der unterschiedlichen Frequenzbereiche aus, da man oft statt eines einzigen Baßlautsprechers deren zwei einsetzt. Erstens treten die oben beschriebenen Überlagerungseffekte im Baßbereich aufgrund der großen Wellenlänge nicht auf und zweitens besitzen zwei kleine Baßlautsprecher ein besseres Impulsverhalten als ein einziger großer. Zudem ist eine Membran nicht unendlich steif, sondern besitzt ein Eigenleben, das sich in einem nichtlinearen Frequenzgang widerspiegelt. Zwei kleine Membranen verhalten sich dahingehend günstiger als eine einzige große mit gleicher Fläche. Die Verwendung von 2 Baßlautsprechern ist daher, wenn es nicht auf möglichst geringe Kosten ankommt, absolut üblich.

Große Mythen ranken um die Qualität der in den Frequenzweichen verwendeten Bauteile, als da wären Spulen, Kondensatoren und oft auch Widerstände. Fangen wir mit den Spulen an: Eine ideale Spule besitzt eine definierte Induktivität mit enger Toleranz und ist widerstandsfrei. In der Praxis kann eine Spule nie widerstandsfrei sein, da sie nichts anderes ist als definiert aufgewickelter Draht. Egal wie dick dieser Draht ist, besitzt er immer einen nennenswerten ohmschen Widerstand, wobei bei Spulen für Frequenzweichen ungefähr 0,3 und 2 Ω üblich sind. Im Lautsprecherbau üblich sind als Bauform Luftspulen und Ferritkernspulen. Bei ersteren wird der Draht auf einem Spulenkörper aus Plastik aufgewickelt, dessen Aufgabe lediglich darin besteht, für eine vorgegebene geometrische Form zu sorgen (Plastik ist genausowenig magnetisch wie Luft). Weil die magnetischen Feldlinien nur durch die Luft und das aus magnetischer Sicht mit der Luft identische Plastik geführt werden, bezeichnet man diese Spulen als Luftspulen. Bei Ferritkernspulen steckt man entweder einen ferromagnetischen Ferritkern in eine Luftspule oder verwendet als Spulenkörper Ferritmaterial in Form einer Garnrolle. Durch Verwendung von ferromagnetischem Material erhöht sich bei gleicher Form und gleicher Windungszahl die Induktivität. Im Umkehrschluß kann man bei gleicher Induktivität die Windungszahl reduzieren, was eine geringere Drahtlänge und damit einen geringeren ohmschen Widerstand ergibt. Die oft gehörte Behauptung, daß sich solche Induktivitäten nichtlinear verhalten, weil das Ferrit bei hohem Strom in die magnetische Sättigung geriete, ist völlig falsch, da es sich um eine "offene" Spule handelt. Bei dieser bildet das Ferrit keinen in sich geschlossen magnetischen Kreis, sondern es besitzt einen ziemlich großen Luftspalt zwischen den "Polen" der Spule. Die Luft besitzt einen erheblich größeren magnetischen Widerstand als das Ferrit, wodurch die magnetische Spannung im Ferrit extrem gering bleibt. Um das Ferrit auch nur in die Nähe der Sättigung zu bringen, müßte man mit extrem hohen Strömen arbeiten, die um Größenordnungen über den bei Lautsprechern üblichen Strömen liegen. Dies ist in der Praxis jedoch überhaupt nicht möglich, weil schon weit vorher der Wickeldraht durchbrennt. Insofern sollte man möglichst Ferritkernspulen verwenden, um den ohmschen Widerstand möglichst gering zu halten, denn dieser wirkt sich auf den  Dämpfungsfaktor aus.

An die Kondensatoren sind die Anforderungen, daß sie möglichst eine ideale Kapazität ohne induktive oder resistive Komponente darstellen. Folienkondensatoren kommen diesem Ideal im Audiofrequenzbereich extrem nahe, sofern es sich nicht gerade um  (Metall-)Papierkondensatoren handelt, da deren Kapazität geringfügig spannungsabhängig ist. Ungepolte Elektrolytkondensatoren verhalten sich zwar geringfügig schlechter als Folienkondensatoren, aber für die Anwendung in Frequenzweichen ist dies unerheblich. Bei den Widerständen ist ein induktionsarmer Aufbau wichtig. Ein Thema war dies durchaus bei uralten Typen, aber diese Zeiten sind schon lange vorbei. Heutzutage ist auch bei den preisgünstigsten Typen ein induktionsarmer Aufbau Standard. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluß haben die Toleranzen der Spulen, Kondensatoren und Widerstände, da diese die Trennfrequenz verändern. Wenn sich dadurch im schlimmsten Fall die Trennfrequenz des Baßlautsprechers geringer ausfällt als berechnet, die des Mitteltöners aber höher, ist im Übergangsbereich sowohl ein Phasenversatz als auch eine Delle im Frequenzgang vorprogrammiert. Daher spielen Bauteiletoleranzen eine deutlich wichtigere Rolle als vermeintliche Nichtlinearitäten dieser Bauelemente.


Kauf von Lautsprechern

Lautsprecher verhalten sich, wie weiter oben dargestellt ist, alles andere als ideal. Die Abweichungen vom Ideal (Frequenzgang, nichtlineare Verzerrungen etc.) sind bei Lautsprechern gleich um mehrere Zehnerpotenzen größer als bei Verstärkern und CD-Spielern. Aus diesem Grund ist es sehr sinnvoll, den größten Teil des Gesamtbetrags, den man für eine HiFi-Anlage auszugeben bereit ist, in gute Lausprecher zu stecken. Wichtig ist nicht so sehr die Art und Weise, wie der Hersteller gewisse Details gelöst hat, sondern wie gut der Lautsprecher klingt. Bei gleichem Preis klingen unterschiedliche Lautsprecher mitunter total unterschiedlich. Grundsätzlich müssen kleine Lautsprecher nicht schlechter klingen als große, was auch auf die Baßwiedergabe zutrifft. Jedoch kann ein kleiner Lautsprecher bezüglich der Maximallautstärke im Baßbereich mit einem "Kleiderschrank" prinzipbedingt nicht mithalten. Wer also nicht Musik in Preßlufthammerlautstärke hört und so sein Gehör schädigt, kann auch mit relativ kleinen Lautsprechern viel Freude haben.

Während man früher Lautsprecher eher als rechteckiger Kasten, der nur wenig höher als breit war, ausgeführt hatte, sind der letzte Stand der Technik eher hohe und schlanke Säulen. Die technischen Hintergründe (z.B. Beugungseffekte) hier zu erläutern, würde leider deutlich den Rahmen sprengen, aber es ist so, daß ein schmaler Lautsprecher mit gerundeten Kanten von der Theorie her günstigere Voraussetzungen besitzt als ein breiter mit scharfen Kanten. Zudem kann man in hohen Säulen die Lautsprecherchassis in Ohrhöhe (bezogen auf sitzende Abhörposition) montieren, was für einen guten Klang unabdingbar ist. Trotzdem kann ein schlanker hoher schlechter klingen als ein breiter niedriger, wenn der Hersteller seine Hausaufgaben nicht richtig gemacht oder an der falschen Stelle gespart hat.

Lautsprecher kann man grundsätzlich nicht über die technischen Daten aussuchen. Die in den einschlägigen HiFi-Zeitschriften abgedruckten Frequenzgänge und Ausklingdiagramme kann man allenfalls für eine grobe Vorauswahl heranziehen. Hierbei muß man aber wissen, was man tut. Aufgrund des Einflusses der verschiedenen Meßräume ergeben sich nämlich Unterschiede in den Messungen, die man selbst als Ingenieur nicht so leicht deuten kann. Wer vorzugsweise Orgelmusik (gemeint ist die Kirchenorgel) hört, wird eine extrem niedrige untere Grenzfrequenz zu schätzen wissen, weil dieses Instrument sie auch tatsächlich erzeugen kann. Lautsprecher, bei denen schon bei 70 Hz Schluß ist (-3-dB-Eckfrequenz), was gar nicht so selten ist, sind daher weniger geeignet. Bei Pop- und Rockmusik liefert die allgegenwärtige 4-saitige elektrische Baßgitarre als tiefste Frequenz etwas mehr als 40 Hz. Lautsprecher, bei denen der Baßbereich lauter ist als höhere Frequenzen, würde ich gleich aussortieren. Wenn Sie einmal einen richtigen Tiefbaß gehört haben, werden Ihnen Placebo-Effekte wie der allseits bekannte Dröhnbaß sehr auf die Nerven gehen. Zudem kann man, wenn es unbedingt sein muß, bei einem Lautsprecher mit linearem Frequenzgang mittels Baßregler sehr leicht am Verstärker mehr Baß reindrehen, aber einem Dröhnbaß kann man das Dröhnen mit keiner Maßnahme abgewöhnen. Das Leiserdrehen des Baßbereichs am Verstärker hilft übrigens nur sehr begrenzt: Dadurch wird zwar der Pegel im Baßbereich abgesenkt, aber die Resonanzüberhöhung, die das Dröhnen verursacht, bleibt nach wie vor erhalten.

Daher sollten Sie sich beim Händler zuerst mal seine besten Lautsprecher vorführen lassen. Im Vergleich hierzu werden Sie rasch feststellen, welche preisgünstigeren Lautsprecher gar nicht so schlecht klingen und welche ausschließlich auf Effekt getrimmt sind. Ein extrem guter Lautsprecher "klingt" nicht, sondern gibt die Musik locker und ohne jede Anstrengung aber absolut unspektakulär wieder, so als käme die Musik gar nicht aus dem Lautsprecher sondern wäre live vorgetragen. Lautsprecher, die auf sich aufmerksam machen, sind meistens auf Effekt getrimmt, egal ob es z.B. zischende Höhen oder ein starker (Pseudo-)Baß ist. Leider springt das ungeübte Ohr auf solche Effekte im ersten Moment stark an. Auf Dauer stören solche Effekte jedoch sehr.

Haben Sie im Hörraum Ihres Händlers einen Lautsprecher gefunden, der ein für Sie akzeptables Verhältnis zwischen Klang und Preis bietet, sollten Sie ihn dennoch nicht gleich kaufen oder zumindest ein Rückgaberecht vereinbaren. Denn es ist eine bekannte Tatsache, daß Lautsprecher in unterschiedlichen Räumen sehr unterschiedlich klingen. Dies hat nicht nur mit der Raumakustik zu tun sondern insbesondere mit dem Volumen des Abhörraums (der zu Hause meist das Wohnzimmer ist). Denn nicht nur eine Kiste wie das Lautsprechergehäuse sondern auch der Raum selbst hat Resonanzfrequenzen. Insbesondere Baßreflex- und Transmissionline-Lautsprecher verhalten sich besonders in kleinen Räumen negativ. Wer etwas von der Materie versteht, kann zwar einen Lautsprecher in begrenztem Rahmen auf seinen Abhörraum abstimmen, aber dieses Wissen und vor allem die dazu notwendigen Meßmittel werden wohl die wenigsten Leute besitzen. Umso wichtiger ist das Ausprobieren vor dem Kauf oder ein Rückgaberecht gegen Erstattung des Kaufpreises. Bei seriösen Händlern, die etwas von ihrem Fach verstehen, ist das selbstverständlich. Wichtig ist, daß man Ihnen ein echtes Rückgaberecht und nicht nur ein Umtauschrecht einräumt, denn wer garantiert Ihnen, daß Sie bei diesem Händler einen anderen Lautsprecher finden, der Ihnen zusagt? Bei billigen Lautsprechern sollten Sie dieses Entgegenkommen jedoch nicht erwarten.

Sollte übrigens Ihr Händler zur Inbetriebnahme zu Ihnen nach Hause kommen und bei den Baß betreffenden Reklamationen Ihrerseits ("... unsaubererBaß ...") mit einer brennenden Kerze vor der Baßreflexöffnung herumfummeln, haben Sie einen der seltenen, wirklichen Fachmänner gefunden. Lassen Sie ihn gewähren, denn er wird wahrscheinlich auch den Lautsprecher auf Ihren Raum anpassen können. Sollte er aber vielleicht das billige Lausprecherkabel oder Ihren Verstärker dafür verantwortlich machen, sind Sie zu 99,9% an einen der vielen Dummschwätzer geraten.


Leistung / Belastbarkeit

Vor allem billige Lautsprecher werden über das Marketinginstrument Leistung, also die Anzahl der Watt, verkauft. Dies geht jedoch völlig an der Realität vorbei, da ein Lautsprecher mit "mehr Watt" weder besser noch schlechter klingen muß als einer mit weniger Leistung. Leistung ist übrigens auch der falsche Ausdruck, da der Lautsprecher keine Leistung produziert, sondern lediglich mit der genannten Anzahl an Watt beaufschlagt werden darf. Das Wort Belastbarkeit trifft den technischen Sachverhalt viel eher.

Bei der Auswahl von Lautsprechern sollten Sie zuerst einmal überhaupt nicht nach dieser Angabe sehen, sondern nur und ausschließlich klangliche Aspekte in Ihre Auswahl miteinbeziehen. Sollte sich danach herausstellen, daß die Belastbarkeit geringer ist als die Abgabeleistung Ihres vorhandenen oder geplanten Verstärkers, macht das überhaupt nichts. Das Gerücht hält sich zwar sehr hartnäckig, daß der Verstärker immer weniger leisten sollte als der Lautsprecher verträgt, aber wahr wird es dadurch dennoch nicht. Schon mit einem 50-W-Verstärker kann man mit Leichtigkeit den Hochtönern seiner 200-W-Lautsprecher das Leben ausblasen, indem man die Lautstärke so weit aufdreht, daß er anfängt zu verzerren. Wenn Sie nur weit genug aufdrehen und der Verstärker durch die Verzerrung ordentlich Oberwellen produziert, beträgt die Lebensdauer der Hochtöner nur wenige Sekunden. Einen leistungsstarken Verstärker bekommen Sie hingegen nicht so leicht dazu, Verzerrungen zu produzieren. Hier sind normalerweise weniger die Hochtöner als die Tieftöner gefährdet. Allerdings brennt bei diesem normalerweise nicht die Schwingspule durch wie bei den Hochtönern, sondern der Hub wird so groß, daß die Schwingspule am Magneten anschlägt. Dies hört man deutlich. Wenn man sofort die Lautstärke reduziert, passiert mit großer Wahrscheinlichkeit nicht viel.

In Zeiten, in denen oft mit Ausgangsleistungen von etlichen hundert Watt geworben wird, wird oft gnadenlos überschätzt, wieviel Verstärkerleistung denn nun wirklich erforderlich ist. Die Antwort wird in Zeiten der Watteritis sicherlich erstaunen: Bei dem üblichen Wirkungsgrad von Lautsprechern genügen in üblichen Wohnräumen schon einstellige Watt-Beträge, um dauerhaft Hörschäden zu erzielen. Eine vor vielen Jahren bei mir zu Hause durchgeführte Messung ergab, daß lediglich 3 (in Worten: drei!) lächerliche Watt erforderlich waren, damit die Fensterscheiben bei bestimmten Frequenzen eifrig mitklirrten, die Schrankwand heftig im Takte der Baßtrommel mitvibrierte, und die eigentlich satt schließende Zimmertür sich im Takt der Musik unter klackenden Geräuschen im Schloß bewegte! Abgesehen davon, daß man sich auf längere Sicht sein Gehör ruiniert, kann man bei derart lauten Störgeräuschen von HiFi nicht wirklich reden. Hinzu kommt, daß das Gehör bei hohen Lautstärken selbst heftige Klirrverzerrungen produziert.

Wenn Sie einen Vergleich der elektrischen Leistung (besser gesagt Belastbarkeit) anstreben, sollten Sie sortenrein Äpfel mit Äpfeln und Birnen mit Birnen vergleichen. Aussagekräftig ist im wesentlichen nur die sogenannte Sinus-Dauerbelastbarkeit nach der DIN-HiFi-Norm. Diese Norm ist zwar wegen ihrer aus heutiger Sicht lächerlich geringen Voraussetzungen, ab wann eine Anlage sich HiFi-Anlage nennen darf, bei HiFi-Freunden ziemlich verpönt, jedoch ist hierin auch geregelt, wie die Belastbarkeit ermittelt wird. Nach dieser Norm muß ein Lautsprecher für die Dauer von 10 Minuten mit der angegebenen Verstärkerleistung beaufschlagt werden können, ohne daß er Schaden nimmt. Die insbesondere bei Billiglautsprechern oft zu findende Angabe der "rechnerischen Impulsspitzenbelastung" ist als Belastbarkeitsangabe absolut irrelevant und sogar irreführend, was anhand des nachfolgenden Beispiels verdeutlicht werden soll:

Annahme: Der Lautsprecher besitze eine Sinus-Dauerbelastbarkeit von 50 W und eine Impedanz von 8 Ω.

Marketing: Vielleicht wurde es ausprobiert, aber meistens nur geschätzt, trotzdem wollen wir annehmen, daß der Lautsprecher 100 W bei nur einer einzigen Periode eines 100-Hz-Tones, also lediglich 10 tausendstel Sekunden lang, noch gerade keinen Schaden nimmt (von verzerrungsfreier Wiedergabe überhaupt nicht zu reden). Und schwupps, schon kann man ihn als 100-W-Lautsprecher anpreisen. Weil aber die Konkurrenz auch nicht schläft, muß man nachlegen, wobei man anfängt, mit den rechnerischen Werten herumzujonglieren, die mit der Realität allerdings nicht das Entfernteste zu tun haben: Wenn der Lautsprecher statt 8 nur 4 Ω gehabt hätte, hätte er doppelt soviel Strom gezogen und damit auch doppelt soviel Leistung ausgehalten. Wenn man ihn jetzt als "200 W rechnerische Impulsspitzenbelastung bei 4 Ω" anpreist, hat man zwar keine vernünftige Angabe gemacht aber noch nicht einmal gelogen. Sollte das immer noch nicht reichen, machen wir aus dem 50-W-Lautsprecher auch mühelos einen mit 400 W: Wir beziehen die Angabe einfach auf 2 Ω. Wenn man -natürlich ebenfalls rein rechnerisch- die Angabe auf Rechteck- statt Sinussignale bezieht, kann man die Zahlen um weitere 40% erhöhen und kommt auf satte 560 W, obwohl der Lautsprecher in Realität nur (oft völlig ausreichende) 50 W verträgt.

Besonders lustig sind billige Aktivlautsprecher mit Plastikgehäuse, wie sie ursprünglich zum Anschluß an die Soundkarte von Computern angeboten wurden. Heutzutage werden sie auch zum Anschluß von mobilen Musikwiedergabegeräten wie portablen CD-Spielern oder MP3-Playern vermarktet. Zur Stromversorgung wird üblicherweise ein kleines Steckernetzteil verwendet, auf dem man die gelieferte Spannung und den Maximalstrom ablesen kann. Multipliziert man beide Werte miteinander (Volt mal Ampere ergibt Watt), erhält man die maximale Abgabeleistung des Netzteils. Für jeden der beiden Stereokanäle steht die Hälfte dieser Leistung zur Verfügung. Bei einem unverzerrten, sinusförmigen Ausgangssignal entspricht diese Leistung der Leistung im Scheitelpunkt des Sinussignals. Der Effektivwert der Ausgangsspannung liegt um Faktor 1/Wurzel(2) darunter, ebenso der Effektivwert des Stroms. Der Effektivwert der Ausgangsleistung der beiden integrierten Verstärker, der gern als "Sinusleistung" oder "RMS-Leistung" bezeichnet wird, wird aus den Effektivwerten von Spannung und Strom berechnet und beträgt daher die Hälfte der pro Kanal zur Verfügung stehenden Netzteilleistung. Das ist pro Kanal ein Viertel der Netzteilleistung. Und das ist auch nur der theoretische Wert, da in der Praxis Verluste auftreten, die die Abgabeleistung des Verstärkers nicht unerheblich reduzieren.

Zu kompliziert? Hier ein Beispiel: Wenn das Netzteil 20 W liefern kann, stehen pro Kanal 10 W als Stromversorgung zur Verfügung, was eine maximale Ausgangsleistung am Verstärkerausgang von 5 W pro Kanal ergibt - und das alles unter idealisierten d.h. günstigsten Bedingungen sprich keinerlei Verlusten in der Endstufe. Dies hindert die Hersteller aber trotzdem nicht, mit völlig abstrusen Ausgangsleistungen von mehreren hundert bis sogar tausend Watt PMPO zu werben. PMPO soll wohl die Abkürzung von Peak Music Power Output sein, aber weil man selbst mit kreativster Rechnung und abenteuerlichsten, praxisfernen Annahmen auf keine so hohen Werte kommen kann, ist es ein reiner Phantasiewert, den wohl die Marketingabteilung auswürfelt. Das Vorhandensein einer PMPO-Angabe sollte man daher als Ausschlußkriterium sehen, da man sowas nur bei billigst gemachtem Schrott findet.

Wenn Sie aus welchen Gründen auch immer eine hohe Lautstärke benötigen, sollten Sie nicht nur die Belastbarkeit im Auge behalten sondern die eher selten zu findende Angabe des Wirkungsgrades. Weil diese Angabe (meistens in der Einheit dB/W oder dB(A)/W) je nach Meßverfahren beim gleichen Lautsprecher unterschiedlich ist, kann man die Prospektangaben der unterschiedlichen Hersteller in der Regel nicht miteinander vergleichen. Hier sollten Sie auf die unter gleichbleibenden Bedingungen gemessenen Werte einer einzigen HiFi-Zeitschrift zurückgreifen. Nur ein paar dB (Dezibel) mehr Wirkungsgrad sparen etliche Watt an Verstärkerleistung: Bei 3 dB mehr Wirkungsgrad braucht man für den gleichen Schalldruck nur die halbe Verstärkerleistung.
  

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Letztes Update dieser Seite: 01.10.2023 (Untergeordnete Seiten können aktueller sein)